GESSNER, Richard: "Rheinlandschaft" (Jahr ?)
Richard Gessner (* 29. Juli 1894 in Augsburg; † 13. Februar 1989 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler sowie Mitbegründer der avantgardistischen Künstlervereinigung Das Junge Rheinland (1919).
Der Sohn des Bankkaufmannes Richard Gessner (Senior) wurde 1894 in Augsburg geboren. Bereits 1896 zog die Familie nach Köln, 1904 nach Düsseldorf, wo der Vater als Direktor des Barmer Bankenvereins bestellt worden war. Nach dem Besuch des Düsseldorfer Rethel-Gymnasiums und der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf (Thüringen), trat Richard Gessner im Jahr 1913 in die Kunstakademie Düsseldorf ein. Sein dort bei Willy Spatz und Eduard von Gebhardt begonnenes Studium musste er 1914 aufgrund seines Einzuges zum Militärdienst unterbrechen. Zuvor verbrachte er zwei Monate mit dem Maler Otto Pankok in Dötlingen, wo unter anderem die Ölbilder Sturmtag(Werkverzeichnis (WV) 5) und Heidelandschaft (WV 6) entstanden. 1917 wurde er als Kriegsmaler in Makedonienstationiert. Nach dem Krieg nahm er das Kunststudium wieder auf, jetzt in der Meisterklasse von Max Clarenbach. Gessner trat 1919 dem alteingesessenen Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten bei, gehörte im selben Jahr zu den Gründungsmitgliedern der avantgardistischen Künstlervereinigung Das Junge Rheinland und hatte Kontakt zu dem Kreis um Johanna Ey. 1920 gründete er mit Fritz Burmann und Werner Peiner die Drei-Mann-Werkstatt, in der großformatige teppichartige Wandbilder auf Stoff entstanden. Die Werkstatt hatte bis 1923 bestand. Der Gruppe der drei Künstler wird Dreimann-Bund genannt. Für das Bild Stätten der Arbeit (WV 68) erhielt er 1922 den Holland-Preis. Im Anschluss an sein Studium führten zahlreiche Reisen den Künstler durch Deutschland und zahlreiche andere Länder. Er bereiste Skandinavien, hielt sich ein Jahr in Finnland und im Jahr 1923 fünf Monate in Italien sowie Nordafrika auf. Seine Reisen führten ihn auch nach Bulgarien, Griechenland, Malta, Capri und Libyen. Im Jahr 1924 mietete er ein Atelier in Paris. Bis 1928 hielt er sich regelmäßig in der französischen Hauptstadt auf, wo er über die Malerin Marie Laurencin u. a. Bekanntschaft mit Marc Chagall und Jules Pascin machte. Mit Letzterem war er lange in Freundschaft verbunden.
Im Jahre 1926 war er außer in Paris auch in Düsseldorf tätig, und zwar anlässlich der großen Hygieneausstellung GeSoLei in der dortigen Bildnereiabteilung. Zwei Jahre später vollendete er sein Werk Paris bei Nacht (WV 118), heute im Kunstmuseum Düsseldorf. Seiner schon frühen Neigung zu Industriemotiven gab er ab 1928 und bis in die Mitte der 1960er Jahre u. a. durch eine Vielzahl von Skizzen und Gemälden Ausdruck, deren Gegenstand die Werksanlagen des Huckinger Hüttenwerkes sind, der heutigen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).[1]
1929 hielt sich Gessner länger in Berlin auf. Eines der dort entstandenen Gemälde, Shellhaus im Bau (WV 143), ist heute im Stadtmuseum Berlin zu sehen. In diesen Jahren schuf Gessner auch zahlreiche Entwürfe für Fest- und Karnevalsdekorationen. In den Jahren 1938 bis 1945 wohnte er zur Miete in einer Wohnung im Schloss Kalkum bei Düsseldorf. Hier entstand das Bild Niederrheinische Parklandschaft (WV 214), für das er 1941 den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf erhielt.
1936 wurde Paris bei Nacht im Düsseldorfer Kunstmuseum von der NS-Kunstkommission als nicht tragbar beanstandet und dem Künstler zurückgegeben. Die Industrie- und Technikmotive fanden dagegen auch im Dritten Reich Anerkennung. Richard Gessner war mehrmals auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten. Im Auftrag der Baufirma Holzmann AG in Steyr in Niederdonau dokumentierte er 1942/43 in einer Bilderfolge die Entstehung des Enns-Kraftwerkes. Der größte Teil dieser Werke ging durch Bombenangriffe verloren. 1944 wurde er von der Vorschlagsliste für eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf gestrichen, weil er kein Parteimitglied war.
Nach dem Krieg baute sich Gessner eine Atelierwohnung in Düsseldorf-Kaiserswerth aus. Industrie und Technik waren dort zunächst seine häufigsten Motive. Ab 1954 fuhr er fast jährlich nach Italien oder, noch öfter, Spanien, immer auch auf der Suche nach Motiven.
Richard Gessner starb im Jahr 1989 im Alter von 94 Jahren in Düsseldorf. 1923 hatte er die Künstlerin Lore Lessing (1901–1980) geheiratet, die Ehe wurde kurze Zeit später wieder geschieden. 1930 heiratete er die Graphikerin Inge Klatte, mit der er bis zu deren Tod 1970 zusammenblieb. Eine dritte Ehe ging er 1972 mit Sigrun Haas, geb. von Franqué, ein, die er seit den 1930er Jahren kannte.
Er war seit 1929 Mitglied im Deutschen Künstlerbund und der Rheinischen Sezession, seit 1947 im Westdeutschen Künstlerbund.